Partner in der (Aus)bildung
Endress+Hauser und das THG unterzeichnen Bildungspartnerschaft / Beide Seiten profitieren.
MAULBURG/SCHOPFHEIM. Der weltweit agierende Messtechnikhersteller Endress+Hauser ist neuer Bildungspartner des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Schopfheim. Am Donnerstag unterzeichneten Personalchef Winfried Köning, der Leiter der Personalentwicklung Jens Kröger und THG-Schulleiter Wolfgang Stocker die Urkunde.
Während des Pilotprojekts im vergangenen Jahr verbrachte eine neunte Klasse des THG zwei Tage mit Betriebsführung und praktischem Arbeiten bei E+H. Ab September 2012 sollen es im Rahmen der neuen Bildungspartnerschaft drei Klassen pro Schuljahr sein. E+H-Module werden zu einem festen Bestandteil des Unterrichts in Naturwissenschaft und Technik, weitere Lehrkräfte am THG werden in die Kooperation mit E+H eingearbeitet.
Treibende Kraft der Bildungspartnerschaft seitens des Gymnasiums sind die Physiklehrer Klaus Litfin und Tobias Roths. Als Zukunftsvisionen nannte Litfin ein Techniklabor am THG, Ansprechpartner bei E+H für technisch begeisterte Schüler, optionale Module für Technikinteressierte in Klassenstufe 10 und Oberstufe und ein Prüfungsfach als Modul bei E+H. Der Maulburger Messtechnikhersteller hat gute Gründe für sein pädagogisches Engagement. Laut Personalchef Köning liegt aktuell das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei 44 Jahren, 28 Prozent seien älter als 50 Jahre. Bereits jetzt sei es schwer, Facharbeiter zu finden, so Köning: "Die Lage ist durchaus ernst". 127 Azubis bilde der größte Ausbildungsbetrieb im Wiesental derzeit aus, stellte Jens Kröger fest. Früher seien auf 20 offene Lehrstellen 600 Bewerbungen gekommen, aktuell bewarben sich 43 junge Leute für 14 offene Lehrstellen als Elektroniker. Um technisch interessierten Nachwuchs zu werben, beteiligt sich E+H am Girl's Day, an Ausbildungsbörsen, veranstaltet Exkursionen, Berufserkundungen und einen Berufsinformationstag.
Das Gymnasium ist erst kürzlich eine Bildungspartnerschaft mit der Sparkasse eingegangen. THG-Rektor Stocker fand, von einer solchen Kooperation würden beide Seiten profitieren. Da Zehntklässler häufig noch keine klare Vorstellung von ihrem Wunschberuf hätten, sei es hilfreich, dass Naturwissenschaft und Technik für sie erlebbar werde. Außerdem: "Ich halte den emotionalen Aspekt beim Wechsel der Örtlichkeiten für enorm wichtig". Den Neuntklässlern, die einen Tag bei E+H verbracht hatten, habe die Teamarbeit an den Projekten und die Arbeitsumgebung gefallen, meinte Stocker.
Die Schwerpunkte der neuen Partnerschaft, so THG-Physiklehrer Litfin, liegen fürs Erste auf Physik/Messtechnik und Elektronik. Neuntklässlern, die die naturwissenschaftlich-technische Richtung gewählt haben, wird im Physikunterricht etwa die Theorie zum Thema Ultraschall vermittelt, davon gestaltet der Ausbildungsleiter von E+H zwei Unterrichtsstunden. Ein Schüler erzählte, wie er im Unterricht mit der Theorie kämpfte, bis er die praktische Erfahrung im Industriebetrieb machte: "Es war, als wenn eine Wand von meinem Kopf weg geht".